(Foto: nonstopnews)
Vor zwei Jahren (14.10.2020) verübten rechte Täter*innen einen Brandanschlag auf ein Restaurant in Ganderkesee (Landkreis Oldenburg). Für die Betreiber ein traumatisches Erlebnis. Doch in Ganderkesee gibt es bis heute keine Solidarität mit den Betroffenen.
„Die Gemeinde hat die Betroffenen überhaupt nicht unterstützt. Es gab nahezu keine Solidarität. Für die Betreiber war das ganz besonders belastend“, sagt Sozialarbeiter Marc Weber von der Betroffenenberatung. Er hat die Betroffenen nach dem Brandanschlag damals beraten.
Marc Weber von der Betroffenenberatung zu Brandanschlägen:
Rückblick: Was ist 2020 in Ganderkesee passiert?
Im Jahr 2020 verübten rechte Täter*innen innerhalb weniger Monate drei Brandanschläge auf Restaurants im Bremer Umland: in Syke, Gnarrenburg und Ganderkesee. Alle Lokale wurden von Menschen betrieben, die eine Migrationsgeschichte haben. Zudem hinterließen die Täter*innen rechtsextreme Botschaften an den Tatorten.
Polizei vermutet kein rechts Motiv – trotz Hakenkreuzen
Die Ermittler*innen fanden gemalte Hakenkreuze und rassistische Parolen. Trotzdem gingen sie nicht von rechten Motiven oder einer rechtsextremen Anschlagsserie aus. Obwohl es im Bremer Umland seit Jahren eine aktive rechtsextreme Szene gibt. Es zeigt, mit welcher Haltung Ermittler*innen oftmals Fälle bearbeiten, die offensichtlich rechte Motive haben.
„Auch rückblickend ist das für uns absolut nicht nachvollziehbar“, sagt Marie Kortmann, Pressesprecherin der Betroffenenberatung Niedersachsen. Nach Kritik ruderte die Staatsanwaltschaft damals dann doch noch zurück – und bezog rechte Motive in die Ermittlungen an. Allerdings ohne Ergebnis. Die Ermittlungen wurden eingestellt.
Täter nicht gefasst, keine Solidarität in Ganderkesee
Neben den strafrechtlichen Konsequenzen, sind Solidaritätsbekundungen für die Betroffenen sehr wichtig. Solidarität hilft ihnen, das Erlebte zu verarbeiten. „Zudem ist es ein klares Signal an die Täter*innen. Nämlich, dass die Mehrheit der Menschen an der Seite der Betroffenen steht“, sagt Marie Kortmann.
Genau das fehlt in Ganderkesee – bis heute
„In Gnarrenburg und auch in Syke gab es Bündnisse, die Solidaritäts-Aktionen organisiert haben. In Ganderkesee war genau das Gegenteil der Fall“, erklärt Marie Kortmann. Nach dem rassistischen Brandanschlag kündigte die Gemeinde Ganderkesee den Betroffenen sogar den Mietvertrag für das Restaurantgebäude. Dadurch verloren sie auch noch ihre Existenzgrundlage. „Sie wurden aktiv aus der Stadt gedrängt“, sagt Marc Weber.
Menschen werden weiter von rechts terrorisiert
Auch heute werden Menschen hier in Niedersachsen von rechts terrorisiert. Ein Beispiel dafür sind die rechtsextremen Drohschreiben, die kürzlich wieder an Moscheegemeinden und eine Kirchengemeinde verschickt wurden.
„Umso wichtiger ist es, dass wir uns gemeinsam konsequent gegen rechts stellen und uns mit Betroffenen klar solidarisieren“, sagt Pressesprecherin Kortmann.